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Magazin 3/2019 | Kommunikation - Der Ton macht die Musik.                     19





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        Geschichten mit Empathie und Substanz


                Warum einfache Fakten in der Agrarkommunikation

                                             nicht weiterhelfen



                                             von Prof. Dr. Matthias Kussin

        Landwirtinnen und Landwirte haben es oft-  Sowohl das eine, als auch das andere mag  Ob  Bürger,  Landwirte,  Politiker  oder  Akti-
        mals schwer in der öffentlichen Diskussion:  richtig  sein.  Es  spricht  jedoch  viel  dafür,  visten - im Netz gibt es keine so genannten
        Egal  ob  es  um  Tierwohl,  Pflanzenschutz  noch  stärker  auf  einen  dritten  Aspekt  zu  Gatekeeper mehr. Alle äußern sich potenzi-
        oder  Bioenergie  geht.  Man  gewinnt  den  schauen, der weder den Inhalt der Kommu-  ell zu allen Sachverhalten, z. B.  in Zeitungs-
        Eindruck, dass Stimmen der Praxis nur we-  nikation, noch seine Absender betrifft. Und  artikeln  und  Fernsehbeiträgen  über  The-
        nig Gehör finden.                    das sind die Beschaffenheit der Kommuni-  men wie Antibiotikaeinsatz in der Tierhal-
                                             kationskanäle, in denen kommuniziert wird  tung, Gentechnik auf dem Feld, Glyphosat
        Und  das,  obwohl  der  Berufsstand  beson-  -  insbesondere  die  vergleichsweise  neuen  im  Bier  oder  Nitrat  im  Trinkwasser.    Oft
        ders nah am Tier und der Pflanze dran sind.  (digitalen)  Kommunikationsmedien.  Cha-  führen  einzelne  Beiträge  zu  "kreisenden
                                             rakteristisch für diese Medien ist ihre ein-  Erregungen", wie es der Organisationspsy-
        Landwirtinnen  und  Landwirte  kennen  die  fache Zugänglichkeit für Produzenten von  chologe  Peter  Kruse  formuliert  hat,  die
        Praxis, und sie kennen in der Regel auch die  Inhalten,  mit  der  sie  sich  von  klassischen  durch die sozialen Netzwerke schwappen.
        Fakten dazu. Vor allem dann, wenn sie die  Massenmedien unterscheiden.
        Daten  dafür  selbst  in  ihrem  Betrieb  erhe-                           Diese Medien tragen nicht in erster Linie zu
        ben. In der öffentlichen Diskussion machen  Während  in  der  alten  analogen  Welt  die  einem Austausch von Fakten und einer sa-
        diese  Fakten  zuweilen  wenig  Eindruck  -  Journalisten  entschieden,  was  veröffentli-  chorientierten Diskussion bei, sondern hei-
        ihnen wird mit Misstrauen begegnet. Wie ist  chungswürdig  ist,  gibt  es  heute  viele  ver-  zen kollektive Stimmungen an.
        das zu erklären? Hat das Misstrauen spezi-  schiedene  Akteure,  die  sich  dort  zu  Wort
        ell  der  Branche  gegenüber  zugenommen,  melden können und auch zu Wort melden.  Befürworter und Kritiker diskutieren bei be-
        oder gilt es den Fakten generell?                                         stimmten  Themen  in  eigenen  Foren  und
                                                                                  bestärken  sich  selbst  in  ihren  Positionen.
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