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Magazin 3/2019 | Kommunikation - Der Ton macht die Musik.                       5




                                               Liebe Leser des neuen vlf-Magazin,



                                               „der Ton macht die Musik“ – ein viel verwendetes es Zitat, das wohl jeder
                                               schon gebraucht hat und unsere heurige Themawahl am besten beschreibt.
                                               Kommunikation  und  Dialog  wird  immer  bedeutsamer  für  die
                                               Landwirtschaft, um für unsere Arbeit noch die notwendige Akzeptanz in der
                                               Gesellschaft zu bekommen.

                                               Wir  erleben  eine  merkwürdige  Zeit.  Die  derzeitige  äußerst  schlechte
                                               Stimmung ist aber nicht in der wirtschaftlichen Situation begründet. Nein,
                                               unser  Hauptthema  ist,  dass  es  zu  einer  Entfremdung  zwischen
           Hans  Koller  ist  selbständiger  Land-  Landwirtschaft und Gesellschaft gekommen ist. Wie konnte da passieren? In
           und  Gastwirt  aus  Thyrnau  (Ldkr.  allen  Bereichen  der  Wirtschaft  und  des  täglichen  Lebens  hat  es  große
           Passau)  und  bewirtschaftet  in  4.  Entwicklungen  und  Verbesserungen  gegeben  –  alles  selbstverständlich.
           Generation einen Familienbetrieb. Er  Nur in der Landwirtschaft hat sich das  Gesellschaftsbild nicht angepasst.
           ist    2.  Bürgermeister,  Kreisrat,  vlf-  Waren  wir  alle  nur  damit  beschäftigt  unsere  Betriebe  zu  modernisieren,
           Landes- und Bezirksvorsitzender und
           BBV-Kreisobmann.                    auszubauen  und  zukunftsfähig  aufzustellen?  Haben  wir  dabei  vergessen,
                                               den Kontakt zu unseren Nachbarn, Kunden und Freunden zu halten? Oder
                                               liegt es ganz einfach daran, dass alles im Überfluss verfügbar ist und sich
                                               (fast) jeder alles kaufen kann? Ist unsere Gesellschaft so gesättigt, dass man
                                               alles hat? Überrollt uns da gerade eine Welle, die wir kaum noch aufhalten
                                               können?  Vieles  wird  in  Frage  gestellt.  Große  Institutionen  sei  es  Kirche,
                                               Interessensverbände  oder  Volksparteien  verlieren  an  Zustimmung  bzw.
                                               werden  zunehmend  bedeutungslos.  Es  werden  kurzfristig  Stimmungen
                                               erzeugt und mit Emotionen – oder soll ich sagen mit Populismus Urteile
                                               über  viele  Bereiche  gefällt.  Das  ist  bedenklich  –  ja  eigentlich  bedrohlich.
                                               Deshalb  braucht  es  aber  einen  langen  Atem,  Mut  und  eine  Portion
                                               Selbstbewusstsein. Verlierer und „Duckmäuser“ sind heute nicht gefragt –
                                               Mut  zur  Wahrheit,  zur  Klarheit  –  aber  auch  zur  Veränderung  und  zur
                                               Kritikfähigkeit.  Man  kann  hinfallen,  aber  man  muss  wieder  aufstehen.
                                               Gerade  deshalb  möchte  ich  Ihnen  zurufen,  sich  nicht  zu  verstecken,
                                               sondern  sich  selbstbewusst  und  stolz  für  Ihre  Arbeit  hinzustellen,  sich
                                               weiterzuentwickeln,  Verbündete  zu  suchen  und  sich  auch  in  Verbänden
                                               und Institutionen weiterzubilden und sich zu engagieren.

                                               Kennen Sie das Märchen vom „hässlichen Entlein“? Eine Entenmutter brütet
                                               sechs Enten aus. Aus dem siebten Ei schlüpft etwas später ein graues „Ent-
                                               lein“.  Der  Nachzügler  wirkt  tollpatschig  und  wird  daher  von  den  Tieren
                                               verspottet.  Es  beschließt,  davonzulaufen.  Es  versteckt  sich  im  Schilf  und
                                               beobachtet von dort aus immer wieder die stolzen Schwäne. Als der Winter
                                               übers Land kommt, muss das Entlein sein Versteck verlassen, um Nahrung
                                               zu suchen. Dabei friert es eines Nachts in einem See fest. Doch es hat Glück,
                                               als ein Bauer es sieht, befreit und mitnimmt. Das Entlein flieht und erkennt
                                               sein  Spiegelbild  im  Wasser  kaum  wieder:  Es  ist  zu  einem  erwachsenen,
                                               stolzen Schwan geworden.

                                               Mag dies auch „nur“ ein Märchen sein; und doch wünsche ich uns, dass wir
                                               vorwärtsblicken und unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen; mit Fleiß,
                                               mit Helfern aber auch authentisch und ehrlich.
                                               So  wünsche  ich  Ihnen  eine  interessante  Lektüre,  bedanke  mich  für  die
                                               Arbeit zur Erstellung des Heftes – hier sei insbesondere Frau Dr. Schneweis-
                                               Fleischmann, Herr Dr. Sebastian Pauli und Corinna Hemkes erwähnt – für
                                               das immerwährende Engagement für unseren vlf, auch für die Darstellung
                                               unserer  Arbeit  und  wünsche  uns,  dass  unsere  Agrarbranche  „vom
                                               hässlichen Entlein“ wieder zum „stolzen Schwan wird“.
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